SOS-Kinderdorf e.V.
SOS-Kinderdörfer weltweit: Solarkraft für Afrika / SOS-Kinderdörfer bauen in Kenia drittgrößte Photovoltaikanlage Ostafrikas / Präventive Entwicklungszusammenarbeit statt Hungerhilfe
SOS-Kinderdörfer weltweit / Schlagwort(e): Soziales/ Mombasa/München – Dürre, blutige Auseinandersetzungen und Misswirtschaft halten das Horn von Afrika fest im Griff. Vor allem das zerfallende Somalia ist betroffen durch den jahrelangen Bürgerkrieg und den ausbleibenden Regen. Hunderttausende sind auf der Flucht vor Krieg und Hunger. Die schlimmste Dürre in Ostafrika seit 1950 hat aber auch große Auswirkungen auf Äthiopien, das kleine Dschibuti und das seit Jahren stabile und florierende Kenia. Im Norden Kenias verdorren die Aussaaten, die Tiere verenden auf den Feldern. Außerdem stranden im Norden Kenias viele der somalischen Hungerflüchtlinge. Bei Dadaab entstand das weltgrößte Flüchtlingslager. Kenia zählt zu den afrikanischen Tigerstaaten. Es kann seit 2004 überdurchschnittliche Wachstumsraten vorweisen und ist – sieht man von den Unruhen nach den Wahlen 2007 ab – politisch weitgehend stabil. Allerdings war auch das Bevölkerungswachstum in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich hoch und so wird einiges von dem Boden, den Kenia auf dem Weg in die erste Liga der Wirtschaftsstaaten dieser Welt gut gemacht hat, wieder abgetragen. Die Schere zwischen Arm und Reich in Kenia öffnet sich weiter. Während einerseits kenianische Konzerne Milliardeneinkommen verzeichnen, die reiche Oberschicht zunimmt und auch die wachsende Mittelschicht sich eines bescheidenen Wohlstands erfreuen kann, wächst das Heer der Bitterarmen in den Slums der Großstädte. Die große Mehrheit von ihnen ist weiterhin von einem tragfähigen Mindesteinkommen oder Bildung abgeschnitten. Insgesamt lebt gut die Hälfte der kenianischen Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Auch Kenias Infrastruktur ist der Wirtschaftskraft nicht angepasst. Trotz der Aufbauprogramme sind viele Straßen weit entfernt davon, die notwendigen Warenströme verkraften zu können. Zudem sind 80 Prozent der Haushalte nicht an das öffentliche Stromnetz angeschlossen. Die Stromversorgung bricht auch in den Geschäfts- und wohlhabenderen Wohnvierteln der großen Städte regelmäßig mehrfach am Tag zusammen. Die SOS-Kinderdörfer betätigen sich seit 1971 in Kenia und bieten den Ärmsten der Armen, Kindern ohne Eltern ein liebevolles Zuhause, Bildung, eine Zukunft. Rund 500 Waisen aus den Slums wohnen derzeit in den vier kenianischen Kinderdörfern. 'Wir knüpfen für Kinder ein soziales Netz in den Staaten, die keines haben', sagt Dr. Wilfried Vyslozil, Vorstand der SOS-Kinderdörfer weltweit. 'Aber natürlich können wir nicht für alle Waisen in Kenia da sein. Dazu ist die Armut zu groß.' Deshalb ist die Organisation schon vor einigen Jahren dazu übergegangen, auch Familien in Slums zu unterstützen, damit Eltern ihre Kinder nicht aus schierer Armut vernachlässigen oder verlassen. Fast 300.000 Kinder weltweit unterstützen die SOS-Kinderdörfer auf diese Weise – neben der Arbeit in den Kinderdörfern, den Kindergärten, den Schulen… In Kenia sind es über 2000 Kinder und deren Familien. Dabei liegt das Hauptaugenmerkt der Organisation auf Hilfe zur Selbsthilfe. 'Wir wollen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen dazu verhelfen, dass sie auf eigenen Beinen stehen können', erklärt Vyslozil. Entsprechend ist das SOS-Familienstärkungsprogramm in den Slums Kenias aufgestellt. Hier werden gemeinsam mit den Slumbewohnern etwa Kinderbetreuungen organisiert, damit die häufig alleinstehenden Mütter arbeiten und für das Wohl ihrer Lieben sorgen können. Oder die Mütter erhalten eine Ausbildung, um einen Job zu finden. Oder man unterstützt sie mit Mikrokrediten, damit sie sich etwa eine Nähmaschine leisten können, die ihnen einen einträglichen Lebensunterhalt sichern. Die Möglichkeiten dieser Familienprogramme sind so vielfältig wie die Unterstützten. Ob Ernährungskurse, Informationen über Hygiene, Impfkampagnen, medizinische Aufklärung oder Unterstützung, sich den Lebensunterhalt verdienen zu können, die Programme entwickeln sich immer in Gesprächen mit den Betroffenen aus ihren spezifischen Bedürfnissen heraus. 'Entwicklungszusammenarbeit auf Augenhöhe' nennt die Bundesregierung in ihren neuen Richtlinien das, was die SOS-Kinderdörfer seit Jahren praktizieren: Da kommt nicht ein Weißer aus einem der industrialisierten Staaten und erzählt den Menschen in Entwicklungsländern, was sie zu tun haben, um Wohlstand zu erreichen. 'Diese Art der Entwicklungshilfe von oben ist gescheitert', meint Vyslozil. Die Prämisse der SOS-Kinderdörfer sei zuhören und nachfragen und gemäß den Bedürfnissen handeln, nicht hingehen und westliche Modelle überstülpen. Deshalb arbeiten die SOS-Kinderdörfer seit jeher stets auch mit Mitarbeitern, die aus den jeweiligen Ländern stammen. Sowohl der SOS-Sozialarbeiter vor Ort als auch die Mütter in den Kinderdörfern oder die nationalen Direktoren des Vereins sind zumeist Einheimische. 'Wir sind nicht die Hilfsorganisation aus Deutschland, Österreich oder Europa, sondern die lokale Hilfsorganisation, die nur das Geld für ihre Unterstützung vor Ort aus Europa erhält', erklärt Vyslozil. Einen Schritt weiter auf dem Weg vom Kinderhilfswerk zur privaten Organisation für Entwicklungszusammenarbeit gehen die SOS-Kinderdörfer jetzt in Mombasa. Dort erhielt das SOS-Kinderdorf eine Photovoltaik-Anlage, die Anfang Juli eingeweiht wurde. Die Anlage ist die drittgrößte Anlage in Ostafrika. Sie hat eine Kapazität von 60 kWp und ist – erstmalig in Kenia – an das öffentliche Stromnetz angeschlossen. So profitieren nicht nur die Kinder, Mütter und Mitarbeiter im SOS-Kinderdorf und dem dazugehörigen Kindergarten sowie der Hermann-Gmeiner-Schule, sondern auch die Haushalte und Unternehmen der Umgebung. 'Bei dem auch für uns neuen Projekt geht es darum, auch das Viertel, das das Kinderdorf umgibt, zu unterstützen', sagt SOS-Pressesprecherin Ingrid Famula. 'Wir liefern zuverlässig Strom an die Umgebung, um etwas gegen die täglichen Stromausfälle zu tun, die die aufkommenden Kleinunternehmen in ihrer Arbeit hemmen.' Ein wichtiger Aspekt sei dabei, nicht mit Dieselgeneratoren oder anderen fossilen Energieträgern Strom zu erzeugen, sondern mit regenerativer Energie. 'Das Dorf konnten wir mit der Solaranlage und begleitenden Maßnahmen zum Null-Emissionen-Dorf machen. Und auch die Umgebung wird dadurch auch etwas ,grüner''. Glücklicherweise konnte innerhalb der weltumspannenden Organisation, die in 133 Ländern tätig ist, der SOS-Schwesterverein Niederlande einen geeigneter Sponsor für die Solaranlage finden. Der Lebensmittelkonzern Danone baut seit einiger Zeit Unternehmensbereiche auf erneuerbare Energien und sparsameren Umgang mit Energie um. Das Geld, das Danone dadurch spart, setzt der Konzern für Hilfsprojekte ein. Die Solaranlage im SOS-Kinderdorf Mombasa fand man höchst innovativ. Aufgebaut wurde die Solaranlage vom deutschen Unternehmen Asantys Systems GmbH. Die Firma erhielt bei einer Ausschreibung vor allem auch deshalb den Zuschlag, da sie mit der kenianischen Firma African Solar Designs Ltd (ASD) kooperiert. Dabei war wichtig, dass ein Technologietransfer zwischen Asantys und ASD stattfindet. ASD wird sich um die Wartung und Reparaturen kümmern. Bei der Ausschreibung und rechtlichen Problemen griffen die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und das Bundeswirtschaftsministerium den SOS-Kinderdörfern unter die Arme. Vor allem die Einspeisung von Strom ins kenianische Netz war nicht einfach zu erreichen. Zwar hatte das Büro von Premierminister Raila Odinga das Projekt wärmstens befürwortet und zugesagt, dass ein Einspeisen möglich sei. Aber das staatliche Energieunternehmen KPLC vermisste klare Gesetze für solch eine nie dagewesene Unternehmung. Es bedurfte Überredung auf verschiedenen Ebenen, bis man bereit war, den Strom auch ohne neue Gesetze, für deren Ausfertigung es vermutlich Jahre gebraucht hätte, zu akzeptieren. Seit Anfang Juli läuft die Solaranlage im Kinderdorf Mombasa zur Zufriedenheit von allen: Das Kinderdorf spart Stromkosten. Die Stromversorgung in der Umgebung ist etwas sicherer geworden. Und Interessenten haben sich das Projekt auch schon angesehen. 'Wir hoffen natürlich auf viele Nachahmer, so wie wir auch weitere ,grüne' Projekte in unseren Kinderdörfern auf die Beine stellen wollen', sagt SOS-Vorstand Vyslozil. Die derzeit herrschende Dürre in Ostafrika wird mit der Solaranlage nicht überwunden. Viele solcher Solaranlagen könnten allerdings eine wirtschaftliche Grundlage schaffen, dass selbst Dürren leichter zu überstehen sind. Und die klimatischen Voraussetzungen, dass die Dürren am Horn von Afrika nicht noch schlimmer werden.
Die SOS-Kinderdörfer:
www.sos-kinderdoerfer.de
Bei Rückfragen: Ende der Pressemitteilung 20.07.2011 Veröffentlichung einer Pressemitteilung, übermittelt durch die DGAP – ein Unternehmen der EquityStory AG. Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich. Die DGAP Distributionsservices umfassen gesetzliche Meldepflichten, Corporate News/Finanznachrichten und Pressemitteilungen. Medienarchiv unter http://www.dgap-medientreff.de und http://www.dgap.de |
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