Heiligenfeld GmbH
Leben zwischen Likes, Games und Postings (News mit Zusatzmaterial)
Der Wecker klingelt. Ich öffne meine Augen. Mein Blick geht zum Fenster: die Sonne scheint. Ich strecke meine Hand aus und taste nach dem Wecker, um ihn auszuschalten. Danach wandert meine Hand zu meinem Handy, das direkt neben mir auf dem Nachttisch liegt. 6:25 Uhr. Eigentlich muss ich jetzt aufstehen, aber fünf Minuten um kurz zu checken, ob es etwas Neues gibt, kann ich mir noch gönnen. Obwohl ich weiß, dass ich wohl seit meinem letzten Blick aufs Handy vor dem Schlafen nichts Großartiges verpasst haben kann, öffne ich Instagram. Ich scrolle durch meinen Feed, und wie erwartet: nichts Neues. Als nächstes öffne ich die Facebook-App. Ich überfliege Aktivitäten von Personen, die ich eigentlich gar nicht kenne, sehe Bilder von Katzen, frage mich, warum ich mir das eigentlich anschaue – ich mag doch gar keine Katzen. Mein Blick fällt auf die Uhr. Mist, 6:45 Uhr. Jetzt muss ich mich beeilen. So oder so ähnlich starten in Deutschland Tausende in ihren Tag. Das Smartphone ist unser ständiger Begleiter. Aber wie alles, hat auch die zunehmende Digitalisierung ihre Vor- als auch Nachteile. Nicht umsonst hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Diagnose “Gaming Disorder” in die am 18. Juni 2018 veröffentlichte 11. Revision der International Classification of Diseases (ICD-11) aufgenommen. Laut einer Drogenaffinitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) ist bei 2,8 Prozent aller 18 bis 25-jährigen von einer Computerspiel- oder Internetsucht auszugehen. Bei den 12 bis 17-jährigen liegt der Wert mit 5,8 Prozent noch deutlich höher. So geht aus einer Studie der DAK-Gesundheit in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kinder- und Jugendalters hervor, dass 85 Prozent der Jugendlichen täglich Social Media nutzen und im Schnitt knapp drei Stunden pro Tag auf Plattformen wie WhatsApp, Instagram und SnapChat verbringen. Es kommt unter anderem auch öfter zu Streitigkeiten mit den Eltern bei Jugendlichen, bei denen die Kriterien einer Social Media Disorder erfüllt sind. Sprüche wie “Leg doch mal dein Handy weg, du bist doch süchtig.”, “Du kannst doch gar nicht mehr ohne dein Handy!” oder “Jetzt bist du schon wieder am Zocken.” hört man oft, doch wann spricht man überhaupt von einer “Gaming Disorder”, einer “Social Media Disorder”, oder ganz einfach ausgedrückt von einer “Internetsucht”? Macht es einen Unterschied, ob ich drei Stunden am Tag damit beschäftigt bin online Spiele zu spielen oder ob ich die Zeit damit verbringe mit Freunden zu chatten? Wie merkt man eigentlich, ob man internetsüchtig ist? Wenn, laut WHO, fünf (oder mehr) der folgenden Symptome über einen Zeitraum von zwölf Monaten bestehen, liegt eine “Internet Gaming Disorder” vor.
Wenn man dann die Einsicht erlangt hat, dass man eventuell gefährdet oder gar betroffen von der “Internet Gaming Disorder” sein könnte, kann man natürlich selbst versuchen, seinen Internet- oder Social-Media-Gebrauch einzudämmen. So kann man zum Beispiel feste Zeiten am Tag einplanen, an denen man das Smartphone mal weglegt oder den Computer ausschaltet. Wer jedoch allein nicht mehr aus der Sucht herauskommt, hat zahlreiche Möglichkeiten, sich Hilfe zu holen. So gibt es zum Beispiel den “Online-Ambulanz-Service für Internetsüchtige” (OASIS), der Betroffene deutschlandweit ein analoges Beratungs- und Behandlungsangebot vermittelt. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit einer stationären Therapie, wie sie beispielsweise auch in den Heiligenfeld Kliniken angeboten wird. Autorin: Emma Hirt
Was genau behandelt die neue Therapie? Geht es allgemein um Internetsucht oder eher um eine Spezialisierung auf Social Media oder Online Spiele? Frank Rihm: Die Therapie fokussiert sich generell auf die Internetsucht. Der gemeinsame Hintergrund dieser speziellen Themen ist natürlich erst einmal die Sucht. Worauf die Sucht sich richtet, ob Social Media oder Online Spiele, das ist eigentlich nur ein Detail. Es muss natürlich trotzdem beachtet werden, aber der Fokus der Gruppe geht davon aus, dass es mit diesen modernen Medien plötzlich eine Art Verschiebung der Sucht gegeben hat. Die Heranwachsenden zum Beispiel kommen ja direkt mit diesen neuen Medien in Kontakt, sie stürzen sich sozusagen direkt auf die Möglichkeiten, die es jetzt gibt und lernen dann einen Umgang, der teilweise von den Medien auch gefördert wird. Beispielsweise das Belohnungssystem nach dem Online Spiele funktionieren. Diese Spiele sind natürlich auch genau darauf fokussiert. Aus welchen Gründen wird eine Therapie der Internetsucht jetzt an den Heiligenfeld Kliniken angeboten? Frank Rihm: Wir sind natürlich ständig bemüht unser Therapiekonzept dahingehend zu überprüfen, ob es noch den Anforderungen der Gesellschaft entspricht und ob es die Probleme, die in einer Gesellschaft auftauchen, erfassen kann. Wir fragen uns, ob wir dies mit den Angeboten, die wir momentan haben, noch schaffen oder ob es Entwicklungen gibt, die von uns eine spezifische Antwort brauchen. Die Gruppe “Sucht und Autonomie” haben wir ja schon, diese richtet sich allerdings hauptsächlich auf stoffgebundene Süchte. Da war die Überlegung natürlich ob uns diese reicht, oder ob wir sie nur ausweiten wollen. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass das Thema Internetsucht wirklich ein gesellschaftliches Thema ist. Vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind die Zahlen sehr deutlich. Es entsteht ein enormes Krankheits-, Sucht- und auch Leidenspotential in der Gesellschaft. Und das war der Punkt, an dem wir gesagt haben Internetsucht ist keine Randerscheinung, wir müssen etwas Spezielles anbieten. Wie kann man sich die Therapie vorstellen? Ist sie ein eigenständiges Angebot oder wird sie in Kombination mit anderen Therapien angeboten? Frank Rihm: Die Therapie wird im kreativtherapeutischen Programm angesiedelt sein. Es wird eine Gruppe geben, die sich speziell mit dieser Frage auseinandersetzt: Wie sind die verschiedenen Möglichkeiten von Internetsucht aufgebaut und welche Antworten brauchen die Patienten, die darunter leiden? Zuerst geht es darum ein Bewusstsein für die Krankheit zu schaffen. Oft wird sie ja als Sucht gar nicht wahrgenommen. Es ist einfach Hip und modern ein Smartphone zu besitzen, aber wer legt sich schon wirklich Rechenschaft ab, wie oft er jetzt wirklich sein Smartphone gebraucht. Und vor allem für was er es wie viele Minuten benutzt. Ich denke viele haben schon so eine ungefähre Ahnung, dass da irgendwas sein könnte. Aber so richtig verstehen werden sie es wahrscheinlich nicht. Genau da fokussiert die Gruppe. Auch die Frage danach, wie diese Sucht in der Biografie des Patienten entstanden ist. Dann werden die möglichen Wirkmechanismen, die die unterschiedlichen Arten von Internetsucht haben untersucht und letztendlich soll der Patient in eine gewisse Selbststeuerung kommen. Sodass der Patient seinen Internetgebrauch kontrolliert begrenzen kann. Hier werden wir mit einem Tagebuch arbeiten. In welchen der Heiligenfeld Kliniken wird diese neue Gruppe angeboten werden? Frank Rihm: Zuerst einmal in den Heiligenfeld Kliniken hier in Bad Kissingen, also in der Rosengarten Klinik Heiligenfeld, der Parkklinik Heiligenfeld und der Fachklinik Heiligenfeld und in unserem TBT-Haus (Tierbegleitete Therapie) natürlich auch. Im zweiten Schritt werden wir dann prüfen, inwieweit wir die Therapie zu den anderen Standorten ausweiten. Wir machen das oft so, dass wir hier in Bad Kissingen erst einmal damit beginnen zu testen. Dann können wir es später mit den Erfahrungen und den Mitteln, die wir dann schon zur Verfügung haben natürlich viel leichter an anderen Standorten einführen. Wie ist der Stand der Dinge? Wann wird die Therapie voraussichtlich angeboten werden? Frank Rihm: Aktuell sind wir noch in der Planung. Wir arbeiten natürlich schon immer mit Süchten und wenn jemand mit einer auffallenden Internetsucht kommen würde, könnte das schon jetzt in der Kerngruppe Thema sein. Aber diese Spezialgruppe, die sich spezifisch mit der Internetsucht beschäftigt, wird so im September/Oktober 2019 beginnen. Wie soll es denn dann weitergehen? Frank Rihm: Was ich noch ganz interessant finde ist, dass wir in unseren Aufnahmebögen zukünftig entsprechende Fragen einbauen werden, die abscannen, ob jemand gefährdet ist oder schon betroffen ist von einer solchen Sucht. Wir verfolgen damit zwei Ziele. Zum einen bekommen wir eine genaue Diagnostik und können sagen welcher Patient betroffen ist und damit, mit wen wir dahingehend arbeiten müssen. Zum anderen werden wir damit mit Prof. Thilo Hinterberger (Stiftungsprofessur Bewusstseinswissenschaft, Regensburg) in die Untersuchungen gehen wollen, um solide Daten zu erhalten. Daraus können wir natürlich dann auch Rückschlüsse ziehen. Nehmen wir mal an, dass viel mehr Patienten als wir im Moment denken davon betroffen sind, dann könnten wir das Angebot dementsprechend ausweiten und intensiver gestalten. Ende der Pressemitteilung Zusatzmaterial zur Meldung: Bild: http://newsfeed2.eqs.com/heiligenfeld/836771.html Bildunterschrift: Frank Rihm, Kreativtherapeutischer Leiter der Heiligenfeld Kliniken Emittent/Herausgeber: Heiligenfeld GmbH Schlagwort(e): Gesundheit
05.07.2019 Veröffentlichung einer Pressemitteilung, übermittelt durch DGAP – ein Service der EQS Group AG. |