Mainova AG
Mainova AG: Rede des Vorstandsvorsitzenden zur Hauptversammlung am 25. Mai 2016
DGAP-News: Mainova AG / Schlagwort(e): Hauptversammlung/Sonstiges Stand: 24.5.16 / v14 (finale Version) Hauptversammlung Rede von Vorsitzender des Vorstandes Es gilt das gesprochene Wort. Begrüßung und Einleitung Ich darf Sie auch im Namen meiner Vorstandskollegen Norbert Breidenbach und Lothar Herbst herzlich begrüßen zur Hauptversammlung Ihrer Mainova Aktiengesellschaft. “Die Welt der Energiewirtschaft ist im Umbruch.” Die Energiewirtschaft in Deutschland – davon bin ich überzeugt – steht auch weiterhin vor großen Unwägbarkeiten. Kein Geschäftsmodell ist in Stein gemeißelt. Ein Blick auf “die Großen” der Branche führt das ebenso vor Augen, wie ein Blick auf den ein oder anderen regionalen Wettbewerber. Ich möchte Ihnen gerne erläutern, was wir als Mainova tun, um mit diesen Herausforderungen umzugehen. Blick auf das Geschäftsjahr 2015 Die wesentlichen Faktoren dieser – im Wettbewerbsumfeld – positiven Geschäftsentwicklung möchte ich Ihnen kurz veranschaulichen: Unser bereinigtes Ergebnis vor Steuern liegt mit 128,9 Mio. Euro leicht unter dem Niveau des Vorjahres. Die Umsatzrendite liegt wie im Vorjahr bei 6,7 Prozent. Folglich mussten wir erneut Risikovorsorge für unsere hocheffizienten Gaskraftwerke in Irsching und in Bremen vornehmen, in Form von Wertberichtigungen und Rückstellungen. In den Segmenten Gas- und Stromversorgung spüren wir nach wie vor starken – sogar zunehmende – Wettbewerb und den daraus resultierenden Margendruck. Umso zufriedener sind wir mit dem gestiegenen Ergebnisbeitrag sowohl in der Gas- und Stromversorgung als auch im Segment Wärmeversorgung. Dabei profitierten die wärmegeführten Segmente auch von der kühleren Witterung. Wie Sie wissen, konnten wir im Wassergeschäft bei den Privatkundentarifen in den vergangenen Jahren durch die vom Kartellamt verordneten niedrigen Preise kein auskömmliches Ergebnis erzielen. Dies war auch 2015 der Fall. Neben unserem stabilen Kerngeschäft sind wir stolz auf unsere erfolgreichen Beteiligungen. Sie bilden ein wichtiges Fundament für unseren Erfolg. Unsere wichtigste Beteiligung ist die an der Thüga AG. Der Zusammenschluss dieser Unternehmen in der Thüga macht es möglich, einerseits regional verwurzelt zu bleiben und andererseits zugleich Größen- und Verbundvorteile zu realisieren. Der Ergebnisrückgang im Segment Beteiligungen insgesamt ist durch einmalige Effekte verursacht. Wie gesagt, sind wir mit unserem Gesamtergebnis zufrieden. Einzelheiten können Sie unserem Geschäftsbericht entnehmen. In 2015 haben wir Investitionen im Umfang von rund 115 Millionen Euro getätigt. Diese liegen deutlich über dem Niveau unserer Abschreibungen. Ein Großteil der Investitionen erfolgte im Rahmen des Ausbaus unserer Wärmeversorgung in Frankfurt. Wir verbinden unsere Frankfurter Erzeugungsanlagen durch unser Fernwärmenetz und steigern damit deren Effizienz und Flexibilität. Dieses herausfordernde Investitionsprojekt hat eine gute Rendite für unser Unternehmen und für die Umwelt. Insgesamt können 100.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Das ist viel. Es ist so viel CO2, wie etwa acht Millionen Bäume in einem Jahr kompensieren und immerhin – allein diese Maßnahme – ein Sechstel der gesamten CO2-Reduktionsziele der Stadt Frankfurt, die diese in ihrem Klimaschutzkonzept bis 2020 vorgesehen hat. Darüber hinaus haben wir, trotz der hohen Investitionen, wie im Vorjahr, unsere Finanzverbindlichkeiten außerplanmäßig reduziert. Unsere Eigenkapitalquote hat sich damit auf 37,9 Prozent erhöht. Ihre Mainova macht das über den Tag hinaus stark. Vor diesem Hintergrund war und ist Ihre Mainova-Aktie ein gutes Investment mit einer attraktiven Rendite. Das Handelsblatt – aber das nur am Rande – titelte am 7. April “Aktionäre im Glück”. Die Mainova rangierte dabei auf Platz acht der zehn zuverlässigsten Dividendenzahler. Lassen Sie mich festhalten: Auch im Jahr 2015 hat Ihre Mainova Aktiengesellschaft Chancen genutzt und Risiken minimiert. Wir sehen uns für die Zukunft gut aufgestellt. Die stabile Verfassung der Mainova ist uns zugleich Ansporn, Ihr Unternehmen hinsichtlich Kundenorientierung, hinsichtlich der Kostenstruktur und Ertragskraft ständig zu verbessern. Politische Rahmenbedingungen – Dekarbonisierung Auf der UN-Klimakonferenz 2015 in Paris ist etwas höchst Außergewöhnliches geschehen. Im Dezember haben sich alle 195 Staaten auf ein gemeinsames Ziel geeinigt. Der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur gegenüber der vorindustriellen Zeit soll in diesem Jahrhundert deutlich unter 2 Grad Celsius bleiben. Um dies zu erreichen muss um die Jahrhundertmitte herum, also 2050, ein Gleichgewicht erreicht werden zwischen den CO2-Emissionen einerseits und der CO2-Bindung zum Beispiel in Wäldern andererseits. Das ist aus unserer Sicht gut und richtig. Und auch wenn an diesem Projekt in einem globalen oder zumindest europäischen Maßstab gearbeitet werden sollte, müssen auch wir in Deutschland den Anspruch haben, die richtigen Weichen zu stellen. Ein Abgleich der deutschen Zielvorgaben für 2020 mit der Realität zeigt jedoch ein ernüchterndes Bild: die CO2-ärmsten und effizientesten Kraftwerke – wie zum Beispiel unser hochmodernes Gaskraftwerk in Irsching – sind derzeit nicht profitabel zu betreiben. Für unser Unternehmen führt dies zu Belastungen durch Risikovorsorgen und Wertminderungen. In einem größeren Kontext bedroht es jedoch vor allem die Ziele der Energiewende. Gleichzeitig nämlich lieferten Braunkohle-Kraftwerke in 2015 rund 24 Prozent der deutschen Bruttostromerzeugung. Daran ist das derzeit bestehende Strommarktmodell schuld, wobei der Begriff “Markt” in diesem Kontext eigentlich fehl am Platze ist. Durch die vorrangige Einspeisung von subventionierter erneuerbarer Energie ist der Strompreis weiterhin tief im Keller. Während eine Megawattstunde aus erneuerbaren Energien mit dem bis zu Siebenfachen des derzeitigen Strompreises vergütet wird, ist der Betrieb von hocheffizienten Gaskraftwerken nicht rentabel. Für das Gelingen der Energiewende sind emissionsarme, hochflexible Gaskraftwerke, die immer dann einspringen, wenn Energie aus Solar- und Windkraftanlagen nicht zur Verfügung steht aber notwendig. Da die erneuerbaren Energien gleichzeitig immer stärker den inländischen Strombedarf decken, fließt deutscher Kohlestrom zusehends auch in den Export. Das ist das Paradoxon der Energiewende. Es trägt nicht zur Glaubwürdigkeit deutscher Energiepolitik in der Welt bei und ist überhaupt kein Fortschritt für die Energiewende, wenn erneuerbare Energien zwar einen Rekordanteil an Strom produzieren, gleichzeitig aber Braunkohle-Kraftwerke Tag und Nacht laufen. Im Übrigen lassen sich so die CO2-Reduktionsziele für 2020 nicht erreichen. Um das Ziel der Dekarbonisierung zu erreichen wäre es vernünftig, die CO2-Intensität der Energieträger beim Ausstieg aus der konventionellen Erzeugung in den Mittelpunkt der Entscheidung zu stellen. Der Gesetzgeber sollte entsprechend einen rechtssicheren Ausstiegspfad für die Braunkohle beschreiben. Damit könnte sich unser Energiesystem nach und nach auf die effizientesten und CO2-ärmsten Technologien fokussieren. Die Bundesregierung hat dieser Tatsache mit der KWK-Novelle schon ein Stück weit Rechnung getragen. Dies begrüßen wir ausdrücklich. Wir hoffen, dass die Europäische Kommission die Umsetzung dieses Gesetzes nicht weiter verzögert. Meine Damen und Herren, Diese Leistung wird nicht angemessen vergütet. Für die Stunden, die unser Gaskraftwerk zur Sicherung der Netzstabilität eingesetzt wird, zahlt der zuständige Übertragungsnetzbetreiber lediglich einen anteiligen Aufwendungsersatz. Gegen diesen, aus unserer Sicht, enteignungsgleichen Eingriff wehren wir uns derzeit vor Gericht. Wir sind der Überzeugung: wer Infrastruktur zur Verfügung stellt, von der die Allgemeinheit profitiert, der muss für diese Leistung auch eine angemessene Vergütung erhalten. Strommarktgesetz – Speicher für die Energiewende Auch in dieser Frage müssen wir uns jedoch den Realitäten stellen. Tatsache ist, dass für die wachsenden erneuerbaren Energien kein funktionierender Markt besteht. Auch das im vergangenen Jahr eingeführte Ausschreibungsverfahren für die Förderung von Solar- und demnächst auch Windparks ändert daran wenig. Marktmechanismen werden dabei lediglich eingesetzt, um die Höhe der staatlichen Subvention zu regulieren. Das Bundeswirtschaftsministerium sagt: Investitionen in konventionelle Kraftwerke sollen alleine über Preissignale angereizt werden. Diese Preissignale entstehen aber nur in einem funktionierenden Markt. Davon sind wir weit entfernt. Erschwerend kommt noch hinzu: Unabhängig davon, wie der Strommarkt in Deutschland gestaltet wird, werden die teilweise staatlich finanzierten Produktionskapazitäten in europäischen Nachbarländern Preissignale so abschneiden, dass Investitionen in Deutschland unmöglich werden. Nach der Bundestagswahl wird die Bundesregierung entscheiden müssen, was sie will: Markt oder Subventionen, einen europäischen Gleichklang der Rahmenbedingungen oder nationale Sonderlösungen. Der bisherige Weg “von allem etwas” wird dauerhaft nicht tragen. Jedenfalls wird er sehr teuer werden. Meine Damen und Herren, Zwei Tage der vergangenen Monate machen jedoch eine der aktuell größten Baustellen der Energiewende deutlich: Am 23. August zwischen 13:00 und 14:00 Uhr deckten Erneuerbare Energien immerhin 83,2 Prozent des Gesamtstromverbrauchs. Weil eben Windräder und Solarparks nicht konstant und regelbar Energie liefern, benötigen wir zuverlässige Speichermöglichkeiten. Bundespolitik und Übertragungsnetzbetreiber treibt die Frage nach dem Ausgleich von Stromangebot und Stromnachfrage auch durchaus um. Allerdings richtet sich deren Hauptaugenmerk derzeit ganz auf die großräumliche Dimension des Problems. Im Mittelpunkt steht der Aus- und Neubau der Stromautobahnen, um den Transport von Energie von Nord- nach Süddeutschland zu gewährleisten. Dieser Aus- und Neubau der Stromautobahnen ist zwar ein wichtiger Baustein für die Transformation der deutschen Energiewirtschaft. Deutschland läuft aber durch die Fokussierung auf diese großräumliche Dimension des Problems Gefahr, die zeitliche Dimension – also die Frage der Speicherung – aus den Augen zu verlieren. Wir sehen in der bereits bestehenden Infrastruktur der Gasversorgung eine Möglichkeit, die Speicherproblematik zu lösen. Die Bundespolitik muss jedoch auch hier die Weichen richtig stellen: Speicher sind keine Endverbraucher – und sie dürfen deshalb auch nicht wie Endverbraucher durch Steuern und Abgaben belastet werden. Bundesregierung und Bundesnetzagentur scheinen aktuell aber andere Prioritäten zu setzen. Sie haben anscheinend nur die großen Strukturen im Blick und setzen dabei auf einen Zentralismus der Planung und einen Dirigismus der Lösungsfindung. Ein weiteres Beispiel dafür ist die Digitalisierung der Energiewirtschaft. Diese ist notwendig. Denn intelligente Zähler erlauben eine bessere Abstimmung von schwankender Erzeugung und Verbrauch. Wir verstehen das nicht nur als frontalen Angriff auf kommunale und regionale Strukturen. Wir sind auch davon überzeugt, dass dies neue Oligopole befördert und wir uns auch in diesem Feld vom Marktgedanken entfernen. Diese Entwicklung macht uns große Sorge. Sie ist volkswirtschaftlich ineffizient und wird nicht zum Gelingen der Energiewende beitragen. Wettbewerb und Kundenfokussierung 187 Stromanbieter und 138 Gasversorger im Netzgebiet unserer Tochter Netzdienste Rhein-Main zeigen: Der Wettbewerb ist weiterhin intensiv und fordernd. Wir stellen uns diesem Wettbewerb mit Erfolg. Seit 2009 konnten wir im Saldo etwa 100.000 neue Kunden gewinnen. Dies haben wir erreicht, weil wir zielgerichtet neue Vertriebsgebiete erschlossen haben. Den Wettbewerb spüren wir insbesondere auch in Frankfurt und in unserem Netzgebiet. Deshalb ist für uns wichtig, dass unsere Bestandskunden genauso wie jeder potentielle Neukunde im Mittelpunkt unseres Handelns stehen. Wir wollen mit unserem Service überzeugen. Unser Anspruch ist, unseren Kunden bei fairen Preisen den besten Service zu bieten. So haben durch unser Mieterstrommodell erstmals auch Mieter direkt die Möglichkeit, von der Energiewende zu profitieren. Als Energieversorger betreiben wir die Solaranlagen auf den Dächern der Mietshäuser. Mainova als Partner der Region Wir sind stolz darauf, dass wir in 2015 die Strom- und Wasserkonzessionsverträge mit der Stadt Frankfurt am Main verlängern sowie die Fernwärmeversorgung in Frankfurt fortsetzen konnten. In Hofheim am Taunus, Flörsheim am Main und Friedrichsdorf konnten wir unsere Gas-Konzessionen verlängern. Sie als unsere Anteilseigner wissen: wir profitieren von einer starken und leistungsfähigen Gesellschaft und der Prosperität in unserer Region. Darüber hinaus fördern wir über unser Spendenwesen eine Vielzahl an gemeinnützigen Initiativen. Und auch die Erhöhung der Zahl unserer Auszubildenden von derzeit 28 auf 35 im Jahr 2016 leistet einen Beitrag zur guten Entwicklung unserer Heimat. Abschluss Meine Damen und Herren, Ich danke an dieser Stelle auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Mit ihrer Leistung haben Sie einen wesentlichen Anteil am Erfolg unseres Unternehmens. Leistung mit Energie – dies war in den vergangenen Jahren unser Unternehmensmotto – es wird auch zukünftig maßgeblich für unser Handeln sein. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
2016-05-25 Veröffentlichung einer Corporate News/Finanznachricht, übermittelt durch DGAP – ein Service der EQS Group AG. |
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